Einszweidrei! im Sauseschritt
Läuft die Zeit; wir laufen mitWilhelm Busch (* 1832; † 1908)
Das Phänomen und die Probleme einer schnelllebigen, nervösen Zeit wurde den Menschen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Einsetzen der industriellen Revolution erstmals so richtig bewusst. Diese Entwicklung setzte neugegründeten Deutschen Reich im Vergleich zum industriellen Vorreiter England zwar mit einiger Verspätung ein – dafür aber aber umso vehementer. Deutsche Historiker, die sich mit der Epoche des Deutschen Kaiserreichs von 1871-1918 beschäftigt haben, gaben Ihren Darstellungen und Werken entsprechende Titel, wie „Das ruhelose Reich“ (Michael Stürmer) oder „Die nervöse Großmacht“ (Volker Ullrich).
Ein wesentlicher Wachstumsfaktor dieser Zeit war der Eisenbahnbau – Karl Marx erkannte in diesem modernen Verkehrsmittel die eigentliche revolutionäre Kraft des 19. Jahrhunderts. Die regionalen Märkte wurden miteinanander vernetzt, was für enorme Wachstumsimpulse der Wirtschaft sorgte – aber auch gesellschaftliche und soziale Verwerfungen waren die Folge.
Der Trend einer Zeitbeschleunigung auf Grund zunehmender Technisierung aller Lebensbereiche hat sich bis in unsere Tage fortgesetzt: Die rasch zunehmende globale Vernetzung durch das Internet lässt auch Parallelen zum damaligen Ausbau des Eisenbahnnetzes erkennen – nur gaaanz langsam setzt eine Gegenbewegung ein: die sogenannte Entschleunigung.