Nach dem militärischen Sieg über Polen am 6. Oktober 1939 wurden die westlichen Gebiete Polens dem Deutschen Reich angegliedert. Die hier beheimateten Polen wurden teilweise sofort in Richtung Osten vertrieben, die polnische Führungsschicht wurde in Konzentrationslager verbracht oder gleich ermordet.
Die zurückbleibende einheimische Bevölkerung war weitestgehend rechtlos der Willkür deutscher Behörden ausgesetzt. Deutsch wurde die einzige Amtssprache, alle polnischen Orts- und Straßennamen wurden durch deutsche Namen ersetzt. In den angegliederten Gebieten wurden polnische Schulen, Theater, Museen, öffentliche Bibliotheken, Buch- und Zeitungshandlungen und alle anderen kulturellen Einrichtungen geschlossen und der Gebrauch der polnischen Sprache verboten.
Die neu gegründeten Reichsgaue wurden als „Exerzierplatz für den Nationalsozialismus“ angesehen und es sollte auf der Grundlage der rassistischen NS-Ideologie eine deutsche und nationalsozialistische Mustergesellschaft entstehen. Um dieses Ziel zu erreichen, war es aus Sicht der Planer notwendig, deutsche Minderheiten aus Osteuropa, die sogenannten „Volksdeutschen“, in den neuen Reichsgebieten anzusiedeln. Die Assimilierung der polnischen Bevölkerung war grundsätzlich nicht erwünscht, denn die Polen galten in der NS-Ideologie als rassisch minderwertig und sollten lediglich als billiges Arbeitskräftereservoir ausgebeutet werden.
Den Rahmen dieser brutalen Besatzungspolitik steckte der „Führer“ und Reichskanzler Adolf Hitler am 17. Oktober 1939 vor Vertretern des Oberkommandos der Wehrmacht und der Reichsministerien ab: Es müsse ein „harter Volkstumskampf“ geführt werden, der „keine gesetzlichen Bindungen“ gestatte. Restpolen, das sogenannte Generalgouvernement, solle es ermöglichen „das alte und neue Reichsgebiet zu säubern von Juden, Polacken und Gesindel“, so der deutsche Reichskanzler.
Diese in den Augen der NS-Führung notwendige „rassische Flurbereinigung“ wurde unter der Federführung des am 7. Oktober 1939 zum Reichskommissar zur Festigung des deutschen Volkstums ernannten Reichsführers SS Heinrich Himmler geplant und organisiert. Himmler sah die Weiten des Ostens als Aufnahmegebiet eines stetigen Stroms junger, arischer Menschen an. Sie sollten als Bauernfamilien das „deutsche Wesen“ und die „deutsche Effektivität“ immer weiter nach Osten tragen. Die nationalsozialistische Planung sah von West nach Ost einen deutschen, einen polnischen und einen jüdischen Siedlungsgürtel im deutsch besetzten Teil Polens vor.
Um Platz für die Volksdeutschen zu schaffen, ordnete Himmler am 30. Oktober 1939 an, dass in den folgenden vier Monaten alle 550.000 Juden und „eine noch vorzuschlagende Anzahl besonders feindlicher polnischer Bevölkerung“ aus den annektierten polnischen Westgebieten abgeschoben werden sollten. Insgesamt rechnete Himmler hier mit einer Anzahl von mehr als einer Million umzusiedelnder Menschen.
Im folgenden Aufsatz wird die Rolle und Bedeutung der Umwandererzentralstelle für die seit September 1939 rasch einsetztende Eskalation von einer Umsiedlungs- und Vertreibungspolitik zur Vernichtungspolitik der NS-Herrscher im deutsch besetzten Polen näher beleuchtet.
Die Umwandererzentralstelle des Reichssicherheitshauptamtes
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